Montag, 26. September 2005

Rotkäppchen und Er

Sie konnte die Geheimhaltung nicht mehr ertragen, es belastete sie zunehmend. Sie verfluchte inzwischen den Tag ihrer ersten Begegnung. Damals, im Wald. Ihre Großmutter war sehr krank und sie sollte ihr Wein und Kuchen vorbei bringen. Gott, es hätte ja keiner ahnen können, dass es passiert, dass es so früh passiert. Es war die Art und Weise, wie er sie angeschaut hat. Dieser eindringliche Blick, diese begehrende Haltung, diese tiefe männliche Stimme. Das alles hatte was anziehendes, ausziehendes, animalisches. Von diesem Tage an, nein, von diesem Moment an, lag sie ihm zu Füßen, war von seinen Charme hypnotisiert und von seiner männlichen, extremen Behaarung morbide fasziniert . Und er? Er wollte sie schon lange haben. Irgendwann reichte ihm das einfache beobachten nicht mehr. Auch die Phantasie der er unterlag befriedigten ihn nicht mehr. Er wollte sie spüren, schmecken, riechen, ihr rotes Käppchen entnehmen und die Haare streicheln die darunter verborgen lagen.. Er mußte diesen unerträglichen Hunger nach ihr stillen. Und genau das tat er an jenem Tage. Sein Begehren war nun mal stärker als sein Gewissen.. Das sie jung ist wußte er, aber niemals hätte er für möglich gehalten, dass sie derart jung ist. Und dennoch, sein Begehren war stärker. So ergab sich diese ungewöhnliche Beziehung. Nur ihrer Großmutter hat sie es beichten können. Nur zu ihr hatte sie dieses intime Vertrauen. Ihre Eltern hätten dieses Verständnis niemals aufbringen können. Sie waren schon immer überfordert, mit der Frühreife ihrer Tochter und überhaupt mit ihrem „Anderssein“. Nein, ihre Großmutter war einfühlsamer. Sie besaß die Gabe des Zuhörens, des da seins. Sicher war es anfangs auch für sie nicht leicht, die Wahl ihrer Enkelin zu akzeptieren, doch wußte sie wie sich Sehnsucht, Begierde, ja, auch Liebe anfühlt und ließ ihre Enkelin den Weg gehen der ihr verwehrt geblieben ist. Solange sie um Rat gebeten wird solange wird sie ihre kleine begleiten und die Beziehung beobachten können, dachte sie sich. Da das kleine Örtchen solch ein Paar nicht verkraftet hätte, war es weiterhin von höchster Notwendigkeit dieses zu verheimlichen. So trafen sich die beiden stets im Wald. Manchmal im Hause der Großmutter, manchmal im freien. Es war ein Doppelleben, dass sie führen mußten. Tag ein, tag aus. In der Welt der Lügen kannten sie sich fast besser aus als in der wahren. Anfangs hatte das geheimnisvolle einen besonderen reiz , nur war der Preis dafür irgendwann zu hoch. Die permanente Angespanntheit machte besonders ihr zu schaffen und ihr wurde klar, dass sich etwas ändern muß. Sie dachte oft darüber nach. Suchte Lösungen, doch all dies bereitete ihr nur noch mehr Schwierigkeiten. Sie mußte es mit ihm besprechen. Gemeinsam eine Lösung finden. Anders wäre es nicht möglich. So traf sie sich mit ihm, im Hause ihrer Großmutter. Küßte ihn, als wäre es ihr letztes mal. Sie spürte plötzlich eine so tiefe Trauer, dass sie sich nicht mehr von ihm abwenden konnte. Er umschlang sie leidenschaftlich, nahm ihr rotes Käppchen ab, streichelte ihr Haar, und Küßte sie am ganzen Körper. In ihr zog sich alles zusammen, jeder Kuß schien endlich und endlicher und da knallte es plötzlich. Laut halte es durch den ganzen Wald. Und dann folgte die Stille. Eiskalte Stille. Das rote Blut floß. Sein Blut floß und verteilte sich auf ihren ganzen Körper. Sie fixierte die Stelle, die er zuletzt geküßt, während der Jäger aufgebracht einen Krankenwagen rief und Rotkäppchens Eltern benachrichtigte....

Ach Rotkäppchen

In jenem bekannten Märchen,
Entstand das kleine süße Mädchen.
Von der Oma heißgeliebt,
Hatte sie sich den Namen Rotkäppchen verdient.

Von diesem Tage an war klar:
„Rotkäppchen ist das kleine Mädchen da!“

Einst bat die Mutter das Kind:
„Rotkäppchen, hier ist ein Korb
Mit Kuchen und Wein,
Bring es der Großmutter geschwind
Sie ist krank, schwach und ganz allein!“

Der Weg erklärt,
das gewünschte Benehmen geklärt,
folgte Rotkäppchen ihrer Bestimmung
und wechselte auf halben Wege ihre Gesinnung.

Begann unbedacht ein Gespräch mit dem Wolfe,
der sich listig freute.
Zeigte ihm ihre Gaben,
während er dachte an sein fieses Vorhaben.

Die Vorzüge des Waldes gekonnt hervorgehoben,
hat er Rotkäppchens Ankunft erfolgreich verschoben.
Pflückt sie nun Blumen, ihr Kopf gesenkt,
Rotkäppchen, ach, Rotkäppchen, du bist ja ganz abgelenkt!

Geht sie den Wald weit, weit hinein,
Der Wolf behält seinen Schein.
Geht er den Weg gerade aus,
Bis er landet bei Großmutters Haus.

Das Großmütterchen soeben verschlungen
Hat der Wolf auch gleich ihr Aussehen errungen.
Erst als der Blumenstrauß war schön und rein
Machte sich auch Rotkäppchen auf zu Oma’s Heim.

Etwas verwundert durch die offene Tür
Hatte es ein merkwürdiges Gespür
War Großmutter plötzlich so rund,
Hatte große Augen, große Hände,
und einen großen Mund

Als Rotkäppchen fragte nach dem Grund,
verschwand sie auch schon in des Wolfes Höllenschlund.
Satt gegessen, voll gefressen
Legte er sich in fremde Betten.


Schlafen war sein nächstes Ziel
Sein Schnarchen war es, das dem Jäger nicht gefiel.
Besorgt um die alte Dame,
folgte er der schlimmen Annahme.

Fand er vor, seine Beute
Wollt sie erschießen, bevor er sich scheute
Könnt das Großmütterchen noch leben?
Warte Freundchen, dir werd ich’s geben!

Da schnitt er dem schlafendem Wolf den Bauch auf
Und holte das Rotkäppchen und Großmütterchen
Heile raus...

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